Die Insel Vilm, Natur pur. Sie gehört zu meinen Lieblingsorten in Deutschland. In den vergangenen Jahren habe ich sie immer wieder besucht um die herrliche, weitestgehend unberührte Natur zu genießen. Die hier gezeigten Fotos stammen aus Juni 2011, September 2016 und Oktober 2024.
Unberührte Natur – die Insel Vilm
Südöstlich vor Rügen liegt die unter strengem Naturschutz stehende Insel Vilm im Biosphärenreservat des Rügischen Boddens. Zu DDR-Zeiten war das schmucke Eiland den Mitgliedern des Ministerrats für ihre Urlaube vorbehalten. Dem „normalen Volk“ war der Zutritt nicht erlaubt. Für die Natur vielleicht ein Glücksfall, da die Insel so bis heute seit gut 500 Jahren nahezu unberührt blieb.
Kurz nach dem Mauerfall habe ich die Insel Vilm zum ersten Mal betreten. Ich erinnere mich noch an den offen daliegenden Lastenkahn, der am Anleger ruhte, gefüllt mit altem, zur Entsorgung anstehendem Mobiliar der ehemaligen Politprominenz. Vermutlich handelte es sich um marode Möbel von Erich Honecker, so sagte man mir damals.
Das Bundesamt für Naturschutz richtete 1990 eine Außenstelle auf der Insel Vilm ein. Von nun an galten strenge Regeln für Besucher. Teile der Insel sind zum Schutz von Flora und Fauna komplett gesperrt. Maximal 60 Besucher pro Tag dürfen die Insel nach vorheriger Anmeldung auf vorgegebenen Wegen zu geführten Rundgängen betreten.
Lauterbach – der Hafen




Wir starten unsere Exkursion auf die Insel Vilm in Lauterbach. Das Wetter meint es richtig gut mit uns. Strahlender Sonnenschein lässt den kleinen Hafen und sein Umfeld glanzvoll in Erscheinung treten. Wie ein Spiegel präsentiert das nahezu wellenlos daliegende Wasser Schiffe und Hafenumgebung in doppelter Form und Farbenpracht. Mit kräftigen Anstrichen präsentieren sich die vor Ort liegenden Kähne malerisch im Sonnenschein. So auch „Bernd das Boot“, das hier vor Anker liegt. In der Ferne ist unser Reiseziel bereits sichtbar – die Insel Vilm.












Mit Julchen zur Insel Vilm
Mit dem Fahrgastschiff „Julchen“ geht es dann los. Bei der Begrüßung zeigt sich die Zweimann-Crew äußerst freundlich und humorvoll. Während der Fahrt über den Bodden werfen wir einen Blick zurück auf das immer kleiner werdende Hafenstädtchen und einen Blick voraus auf die Insel Vilm.




Bereits nach wenigen Minuten erreichen wir die Anlegestelle der Insel Vilm. Wieder festen Boden unter den Füßen beginnt unsere Wanderung rund um den nördlich gelegenen „Großen Vilm“.
Die Siedlung
Zunächst treffen wir auf eine kleine Siedlung, in der früher, wie bereits erwähnt, prominente Politiker der DDR ihren Urlaub verbringen konnten. Eines muss man den Erbauern der übrigens keinesfalls monumentalen Gebäude lassen: die reetgedeckten Häuser passen sich harmonisch in die Landschaft ein. Heute bieten sie Unterkunft für Seminarteilnehmer der Naturschutzakademie.








Rundgang durch die Wildnis der Insel Vilm
Anschließend verlassen wir die bebaute Lichtung und treten in die Wildnis ein. Hart an der Kante des Kochufers entlang setzen wir unsere geführte Wanderung, nunmehr durch die Wildnis, fort.



































Wir bewundern den alten Baumbestand und die üppige Bodenvegetation.















Auf dem Weg zum „Großen Haken“ kreuzt eine Blindschleiche unseren Weg. Die schmale, hakenförmige Landzunge hat ihren passenden Namen gefunden. Der schmale Streifen ist meist gut besiedelt mit Vögeln aller Art, die hier ihren Ruheplatz finden.





Anschließend geht es durch die malerische Natur süd-westlich entlang des Hochufers wieder zum Anlegeplatz.










Skurrile Baumgestalten begegnen uns auch auf diesem Weg.





Zurück zu Caspar David Friedrich
Julchen schippert uns zurück zum Lauterbacher Hafen. Wir verlassen diesen in nord-östlicher Richtung und wandern auf den Wegen in Ufernähe zu Caspar David Friedrich. Dort wurde dem großartigen Maler 2024 ein Denkmal errichtet. Die Skulptur wurde vom Rostocker Bildhauer Thomas Jastram erschaffen.





Friedrich besuchte Anfang des 19. Jahrhunderts Rügen und begeisterte sich auch für einen Blick auf die Insel Vilm. Seine „Landschaft mit Regenbogen“ (ca. 1810 gemalt) führt uns dies noch heute vor Augen. Aufgrund einer Empfehlung von Friedrich bereiste auch sein Malerkollege Carl Gustav Carus 1819 die Insel. Von ihm stammt das beeindruckendes Gemälde „Eichen am Meer“. Ein wahres Meisterwerk! Diese (und andere) Werke von Friedrich und Carus muss man einfach gesehen haben, genussvoll betrachten!
WAR SONST NOCH WAS?
Ach ja, da wir anfangs beim Thema DDR waren, fällt mir noch ein Buchtipp ein, den ich an dieser Stelle gerne loswerden möchte. Das Buch stammt aus dem Jahr 1955, ist aber heute noch von aktueller Bedeutung:
Wolfgang Leonhard: „Die Revolution entlässt ihre Kinder“
Wer einmal aus erster Hand erfahren möchte, wie die Deutsche Demokratische Republik von Beginn an so undemokratisch wurde, sollte unbedingt dieses Buch lesen.
Die „Gruppe Ulbricht“ war im Osten Deutschlands mit dem Aufbau eines neuen, vorgeblich „sozialistischen“ Staates seitens der damaligen Sowjetunion beauftragt. Leonhard war Mitglied dieser Gruppe. Der Autor berichtet als Zeuge u.a. von einer Lagebesprechung in Deutschland kurz nach Ende des 2. Weltkriegs. Walter Ulbricht, wenige Jahre später der ersten Staatsratsvorsitzende der DDR, gab folgende Direktive zur Vorgehensweise beim Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung aus: „Es ist doch ganz klar: es muss demokratisch aussehen, aber wir (Kommunisten) müssen alles in der Hand haben.“ Allein diese kernige Aussage lässt erahnen, welch Staatsgebilde auf Basis einer solchen „Philosophie“ entstehen würde.
„Die Revolution entlässt ihre Kinder“ bietet erhellende, allerdings auch sehr bedrückende Einblicke in die grauenvollen, menschenverachtenden Lebensbedingungen und Auswirkungen von Stalinismus und Hitlerfaschismus. Für die heutige weltweite Ausbreitung von Diktaturen und demokratiefeindlichen Strömungen sollte uns diese Geschichte ein warnendes Beispiel sein.